Taschen-Kaufberatung – Die unterschiedlichen Taschenarten


Die Hersteller von Kamerataschen entwerfen seit einigen Jahren immer wieder Kamerataschen, die auf einem neuen Konzept basieren. So wurden beispielsweise vor einigen Jahren auf dem Markt für Fotozubehör erstmals Sling-Taschen vorgestellt. Die stetige Entwicklung und der Wettbewerb der Hersteller haben eben diesen Fortschritt zur Folge, der dafür sorgt, dass der Markt immer stärker segmentiert wird und Taschen immer gezielter auf Kundenanforderungen angepasst werden. Die meisten Hersteller von Kamerataschen versuchen daher möglichst viele unterschiedliche Taschenarten in ihrem Produktportfolio anzubieten.

Prinzipiell stehen dem Kunden folgende Taschenarten zur Auswahl:

Dass mittlerweile so viele Taschenarten existieren hat für den Kunden natürlich den Vorteil, dass er seine speziellen Anforderungen mit einer bestimmten Taschenart optimal erfüllen kann. Doch die große Auswahl sorgt teilweise für einen recht unübersichtlichen Markt. Denn für welche Anwendung ist welche Tasche am besten geeignet? Bei den drei letztgenannten Taschenarten kann man sich das ja noch relativ einfach erklären, aber ob man jetzt besser einen Rucksack oder eine Schultertasche für seine Ausrüstung nimmt, diese Entscheidung ist häufig schon nicht mehr so leicht. Und das, obwohl gerade diese beiden Konzepte sich vollkommen voneinander unterscheiden.

Die Wahl der Taschenart sollte der erste Schritt des Kaufprozesses sein, da man dadurch den Markt an Kamerataschen am stärksten einschränken kann. Man sollte sich für ein oder zwei Taschenarten entscheiden, auf die man sich bei der Suche konzentriert. Im Folgenden möchte ich kurz die einzelnen Taschenarten beschreiben, um sie in Bezug auf den Einsatzzweck voneinander abzugrenzen.

Schultertaschen

Der Klassiker unter den Kamerataschen ist wohl die Schultertasche. Diese Taschenart ist bei vielen Fotografen – egal ob Einsteiger, Hobby- oder Profifotograf – sehr beliebt, da sie einen schnellen Zugriff auf die Ausrüstung erlaubt, sehr körpernah getragen wird und sich dadurch auch meist besser gegen Diebstahl überwachen lässt als andere Taschenarten. Mittlerweile findet man für jeden Einsatzzweck passende Modelle. Einige sind für Fototouren in Städten gut geeignet, andere sind eher für Naturfotografen konzipiert. Meist bieten die Hersteller zu einer Tasche mehrere Modelle in unterschiedlichen Größen an.

Schultertaschen sind immer dann von Vorteil, wenn man während des Fotografierens häufig auf ihren Inhalt zugreifen muss. Fotografiert man beispielsweise bevorzugt mit Festbrennweiten und ist daher je nach Aufnahmesituation darauf angewiesen ein anderes Objektiv an den Body anzusetzen, muss man häufiger Zubehör, wie Filter, Blitzgeräte oder Speicherkarten hervorholen oder möchte man die Kamera einfach beim Ausflug mit der Familie nicht ununterbrochen um den Hals baumeln lassen, bieten Schultertaschen den entscheidenden Vorteil.

Schultertaschen werden grundsätzlich nur auf einer Schulter getragen. Auf welcher Schulter man die Tasche trägt ist dabei aber nicht vorgegeben. Bei längeren Ausflügen mit schwererem Equipment kann die einseitige Belastung auf Dauer aber unangenehm werden oder sogar zu Verspannungen im Schulter-Nackenbereich und in der Rückenmuskulatur führen. Gerade deswegen sollte man beim Kauf einer Schultertasche vor allem auf das Tragesystem achten. Ein breites, weich gepolstertes und flexibles Schulterpolster, das sich gut an den Körper anpasst, einigermaßen atmungsaktiv ist und die Last auf eine möglichst große Fläche verteilt, ein längenverstellbarer Gurt und für Wanderungen in unwegsamem Gelände ein zusätzlicher Hüftgurt sind Kriterien, auf die man bei einer Schultertasche wert legen sollte. Da die Taschen-Rückseite, die am Körper anliegt, meist kein zusätzliches Polster besitzt, sollte man darauf achten, dass die Polsterung des Innenraums auf dieser Seite besonders dick ist, da die Ausrüstung sonst beim Laufen unangenehm am Körper baumeln kann.

Ein weiteres Kriterium der Schultertaschen ist die Deckellasche. Die Deckel einiger Modelle öffnen zum Körper hin, die anderer Modelle vom Körper weg. Die Zugänglichkeit ist natürlich bei den Modellen größer, bei denen der Deckel beim Öffnen vom Körper wegklappt, da man den Deckel nicht mit einer Hand oder mit den Ellenbogen in Position halten muss. Dafür ist bei eben solchen Taschen der Schließmechanismus am Körper und damit schlechter zu erreichen. Nach oben

Toploader

Toploader sind eine spezielle Form der Schultertaschen. Beim Tragesystem sollte daher auf die selben Kriterien Wert gelegt werden, wie bei diesen. Toploader sind in einer Richtung Boden zusammenlaufenden Trapezform gestaltet. Sie eignen sich für den Transport einer Kamera mit angesetztem Objektiv. Die Kombination wird senkrecht in die Tasche gesteckt. Toploader sind nicht dafür ausgelegt, neben dem angesetzten Objektiv noch ein weiteres Wechselobjektiv mitzunehmen. Außerdem sind sie auf eine spezielle Objektivgröße zugeschnitten. Bei den verschiedenen Herstellern findet man daher meist mehrere Modelle einer Serie, die sich im Wesentlichen nur in der Höhe unterscheiden. Diese Taschenart ist für Fotografen konzipiert, die häufig mit dem selben Objektiv unterwegs sind, wenig Zubehör mit sich führen möchten und schnellen Zugriff auf die Kamera haben wollen. Nach oben

Rucksäcke

Rucksäcke sind die wohl sportlichste Art eine Kameraausrüstung zu transportieren. Da die Last auf symmetrisch auf zwei Schultern und den Rücken verteilt werden kann, sind schwere Ausrüstungen gut zu transportieren und belasten bei längeren Touren die Muskulatur und Gelenke deutlich weniger, als es bei Schultertaschen der Fall ist. Um diesen Vorteil voll ausspielen zu können, sollte man aber auch beim Kauf von Rucksäcken auf ein hochwertiges Tragesystem achten. Breite, atmungsaktive Schulterträger, die sich gut anpassen lassen, einstellbare Brust- und ein Hüftgurte und eine gute Rückenpolsterung sind hier genauso wichtig, wie bei den anderen Taschenarten. Der entscheidende Nachteil gegenüber Schultertaschen ist die Zugänglichkeit der Ausrüstung.

Da die Tasche auf dem Rücken getragen wird muss der Rucksack erst abgesetzt werden, um an den Inhalt zu gelangen. Immer mehr Hersteller statten ihre Modelle daher mit Schnellzugriffen aus, so dass nur noch ein Schulterträger abgesetzt werden muss. Der Rucksack wird mit dem zweiten Schulterträger unter dem Arm hindurchgeschwungen und man kann über den seitlichen Zugang auf einen Teil der Ausrüstung zugreifen. Teils werden auch andere Schnellzugriff-Konzepte verfolgt, bei denen der Rucksack jedoch vollständig abgesetzt werden muss. Egal welches Konzept, die Handhabung eines Rucksacks kann sich mit der einer Schultertasche meist nicht messen.

Kamerarucksäcke sind für große Ausrüstungen, lange Ausflüge und zusätzliches Gepäck ausgelegt. Die meisten Rucksäcke sind neben dem Kamerafach noch mit einem Daypack, in dem je nach Größe etwas zu trinken, oder auch Kleidung, Schreibutensilien oder andere persönliche Gegenstände untergebracht werden können, ausgestattet. Nach oben

Sling-Taschen

Sling-Taschen sind ein noch recht junges Konzept auf dem Markt der Kamerataschen. Erstmals von Lowepro mit der bekannten SlingShot-Serie eingeführt, findet sich diese Taschenart mittlerweile im Produktportfolio der meisten Hersteller wieder. Die Zwitterlösung soll die Vorteile von Rucksäcken und Schultertaschen in sich vereinen indem sie hohen Tragekomfort und eine gute Lastverteilung bei gleichzeitig schnellem Zugriff auf die Ausrüstung bietet. Sling-Taschen sind rucksackähnliche Taschen, die über nur einen Träger verfügen, der quer über der Brust getragen wird. Die Tasche sitzt dabei, wie ein Rucksack, auf dem Rücken. Meist sind Sling-Taschen mit einem oder mehreren zusätzlichen Brust- oder Hüftgurten ausgestattet, um die Tasche besser am Körper zu fixieren.

Um an die Ausrüstung zu gelangen müssen Sling-Taschen nur unter dem Arm hindurch nach vorne vor den Körper geschwungen werden. Sie kommen dann von ihrer eigentlich senkrechten Lage in Rückenposition in eine waagrechte Lage vor dem Bauch und ermöglichen über einen seitlichen Schnellzugriff den Zugang zur gesamten oder zu einem Teil der Ausrüstung. Da die Schnellzugriffe an der Seite der Tasche liegen sind die Öffnungen meist kleiner, als die einer vergleichbar großen Schultertasche oder eines Rucksacks. Daher ist das Entnehmen der Kameraausrüstung meist auch etwas “fummeliger”, als bei den anderen Taschenarten.

Da gerade zu Sling-Taschen häufig Fragen aufkommen, soll nachfolgende Liste einen Überblick über die zur Zeit verfügbaren Modelle geben:

  • Bilora Multi Snap Pack
  • Cullmann COMO Crosspack 300
  • KATA 123-GO Serie
  • KATA 3N1 Serie
  • KATA T-Serie
  • (Lowepro SlingShot Serie) [Auslaufmodell]
  • Lowepro SlingShot 2 Serie
  • Lowepro Classified Sling Serie
  • Tamrac Evolution Serie
  • Tamrac Velocity Serie

Die Taschenserien 123-GO und 3N1 von KATA, sowie Tamrac`s Evolution Serie besitzen jeweils zwei Schulterträger. Das Tragesystem ist daher sehr modular und die Taschen lassen sich auf der linken Schulter, der rechten Schulter oder als Rucksack tragen. Bei den beiden KATA Serien ist es sogar möglich die Tasche als Crossbag mit zwei überkreuz getragenen Schulterträgern umzufunktionieren. Nach oben

Hüfttaschen

Hüfttaschen sind definitiv nicht jedermanns Sache. Während der Neunziger war sie vor allem auf Ausflügen sehr beliebt, um Geldbörse, Schlüssel und kleinere Alltagsgegenstände unterzubringen. Im Bereich des Fotozubehörs fallen die Hüfttaschen meist etwas größer aus als man es aus damaliger Zeit gewohnt ist. Der Vorteil dieser Taschenart ist, dass man stets beide Hände frei hat und dabei trotzdem in seiner Bewegungsfreiheit deutlich weniger eingeschränkt wird als es beispielsweise bei Schultertaschen der Fall ist. Gleichzeitig ist die Zugänglichkeit sehr hoch und die Ausrüstung wird immer griffbereit vor dem Bauch getragen. Häufig besitzen Hüfttaschen einen zusätzlichen Schultergurt, wodurch auch höhere Gewichte gut getragen werden können. Nach oben

Koffer

Koffer für Kameraausrüstungen sind vor allem für Profifotografen gedacht, die ihre Kameraausrüstung unter härtesten Bedingungen mit sich führen möchten. Je nach Ausführung und Qualität steckt diese Taschenart Stöße und Schläge weg, ist dicht gegen Schmutz und Staub, beständig gegen Säure und vollständig wasserdicht. Die Koffer besitzen ein variables Innenleben aus Schaumstoff  oder Trennstegen und bieten dadurch jedem Ausrüstungsgegenstand sicheren Halt und optimalen Schutz. Die Koffer sind in vielen Größen erhältlich und auch für professionelles Kamera- und Studioequipment geeignet. In punkto Mobilität, Zugänglichkeit und Alltagstauglichkeit muss man bei dieser Taschenart zwar Abstriche machen, aber für lange Reisen und professionelle Einsätze kann man das zum Vorteil der Sicherheit der Ausrüstung in Kauf nehmen.

Möchte man seine wertvolle Kameraausrüstung zu Hause nicht in der Vitrine oder einem Schrank verstauben lassen, sind Koffer eine gute Möglichkeit die Ausrüstung aufzubewahren. Zudem kann ein Kamerakoffer recht platzsparend verstaut werden. Nach oben

Trolly

Bei Geschäftsleuten, die viel mit dem Flugzeug und der Bahn unterwegs sind, gehören Trolly mittlerweile zum Alltag. Die nützlichen Begleiter setzten sich auch im Bereich der Fototaschen immer mehr durch und einige Hersteller statten ihre großen Rucksäcke mit Rollen und ausziehbaren Handgriffen aus. Andere Hersteller versehen ihre Rucksäcke und Schultertaschen mit Schlaufen, so dass die Tasche auf einen Trollyhandgriff oder ein spezielles Trollysystem, wie es beispielsweise von KATA angeboten wird, aufgeschoben werden kann.

Vor allem bei langen Fußmärschen mit schwerem Gepäck auf ebenem Terrain sind Trolly praktisch und entlasten Rücken und Gelenke. Nach oben

Etuis

Diese Taschenart findet man vor allem als Zubehör für Kompaktkameras. Zwar stellen einige Hersteller auch eine Art Etui für DSLR-Kameras her, aber diese Neopren-Einschlagtücher bieten nur bedingt Schutz vor Kratzern und Stößen. Für Kompaktkameras sind die passgenau zugeschnittenen Etuis aber eine optimale Lösung, da sie ausreichend Schutz bieten, aber trotzdem noch kompakt und in jeder Tasche zu verstauen sind. Häufig bieten sie kleine Zusatzfächer für Speicherkarten oder Akkus und besitzen Handschlaufen oder Clips für die Gürtelschnalle. Bei der Suche nach dem passenden Etui für die eigene Kompaktkamera sucht man am besten speziell nach der Modellbezeichnung der Kamera, oder überprüft die Kompatibilitätslisten, die auf den Homepages der meisten Hersteller zu finden sind. So geht man sicher, dass die Kamera ins Etui passt. Nach oben

Stativtaschen

Ob zum Aufbewahren zu Hause oder beim Transportieren des Statives unterwegs, Stativtaschen sind eine nützliche Anschaffung. Die Taschen sind grundsätzlich mit einem Schulterträger ausgestattet, so dass das Stativ nicht mehr in der Hand getragen werden muss und schützen das Stativ vor Staub, Schmutz und Feuchtigkeit. Vor allem für die beweglichen Teile der Stativköpfe kann das unter Umständen ein echter Vorteil sein, da diese bei Verschmutzung nicht nur schwergängig sondern auch beschädigt werden können. Nach oben

Zubehörtaschen

Für Speicherkarten, Akkus, Filter, Objektive, Handy, Getränkeflaschen und viele weitere Anwendungen werden Zubehörtaschen aus unterschiedlichsten Materialien angeboten. Praktisch sind vor allem solche Zubehörtaschen, die an einer SlipLock™ Schlaufe der großen Kameratasche befestigt werden können, da man dadurch keinen Platz im Innenraum verschwendet. Ein gewisses Repertoire an Zubehörtaschen sammelt sich bei den meisten Hobby- und Profifotografen im Laufe der Jahre an und kann in der Kameratasche für ein höheres Maß an Ordnung sorgen. Durch Zubehörtaschen für Speicherkarten und Akkus spart man sich auf einfache Weise das Suchen und Herumkramen nach kleinem Zubehör, das gerne in der Tasche verschwindet. Nach oben

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